9/24/2013

DU #2

Der Wind weht. Man merkt das es langsam wieder Winter wird, nicht nur weil jetzt in den Geschäften "Sommerschlussverkauf" steht, oder die "Fall"-Kollektionen wieder in die Schaufenster kommen. Nein, es ist dieses lustlose Gefühl, dieses Ich-Bleib-Lieber-Zu-Hause-Anstatt-Raus-Zu-Gehen-Gefühl. Der Schein der Strassenlaternen ist wieder trüb und die Sonne geht schon an dem Zeitpunkt unter, wo wir ein paar Wochen zuvor noch im Park saßen, geredeten, lachten... eben halt draußen waren. Ich sitze auf dem Fahrrad, Richtung nach Hause. Jetzt frieren meine Hände schon wieder fast ein, obwohl mir um diese Zeit vor ein paar Wochen noch ein T-Shirt zu warm war.  Manchmal hasse ich die Zufallsfunktion meines Handy-Musikplayers. Warum spielt er nur diese Lieder ab, die ich den ganzen Sommer vermieden habe, nur um auf gar keinen Fall auch nur einen Gedanken an den Winter zu verschwenden. Ich hätte diese Lieder löschen sollen. Liedwechsel? Lieber nicht, meine Hände sind inzwischen so kalt, das sie abbrechen würden wenn ich es auch nur annähernd versuchen würde in meine Jeans zu greifen und die Sommerlieder anzumachen die wir zusammen hörten. Fuck it. Komm schon so kalt ist es gar nicht. Vielleicht liegt's aber auch am Bier von vorhin, oder an der Tatsache das gerade mein Handy vibriert hat, vielleicht hast du ja geschrieben. Whatsapp auf, Winter aus. "Wie viel Prozent hast du schon bei GTA abgeschlossen" erscheint auf dem Bildschirm. "21 Prozent Digger", antworte ich. Ich stecke es wieder zurück in die Tasche. Auf einmal wird es wieder kalt. Ich hätte mir vielleicht doch Handschuhe mitnehmen sollen. Mittlerweile haben meine Hände die Farbe weiß angenommen und um eine Faust zu ballen brauch ich 5 Sekunden. Nicht gut, gar nicht gut. Jetzt sehe ich sogar meinen Atem, shit. Meine Mum hatte mir doch eigentlich gesagt Handschuhe mitzunehmen. Hör immer auf deine Mutter, denk ich mir. Vielleicht beim nächsten Mal, obwohl ich es eh wieder nicht machen werde. Mein Handy vibriert erneut. Soll ich jetzt riskieren das ich nur noch eine Hand habe, oder hast du diesmal wirklich geschrieben? Risiko! "Wann bist du zu Hause?", fragt meine Mutter. "Ja gleich!", antworte ich. Scheiße. Ich lass mein Handy jetzt einfach draußen, denk ich mir, obwohl ich damit bei jedem Schlagloch eine "Spiderman-App" riskiere, aber wie sagt man so schön "No Risk, No Fun"? Ich fahre an vielen Häusern vorbei. Man sieht die Bildschirme flackre, die Schornsteine qualmen wieder. Wo ist der Grillgeruch hin, denn ich immer so geliebt habe, wenn ich nach Hause gefahren bin, in dem Wissen, das bei mir auch gegrillt wird. Langsam versinke ich in dieser scheiß Melancholie und obwohl mir niemand was getan hat, könnte ich trotzdem gerade die ganze Welt anschreien. Mein Handy vibriert. Wenn du jetzt nicht schreibst, stecke ich das Teil einfach in den nächsten Briefkasten und kauf mir bei Ebay das Nokia, das wahrscheinlich den 3. Weltkrieg überleben würde und das ein Erdbeben verursachen würde wenn du es fallen lässt. Glück gehabt. Obwohl ich nicht einmal "Be Lucky" gehört habe. Vor zwei Wochen kam der Song doch aus jedem Gullideckel. Egal. Du hast geschrieben, ich schmunzel. Meine Hände werden wieder warm und ich könnte die ganze Welt umarmen. Plötzlich stört mich diese Dunkelheit nicht mehr, nein im Gegenteil. Ich könnte mich sogar mit ihr anfreunden. Sie hat ja auch gute Seiten. Die Nachtaktiven Tiere können jetzt zum Beispiel "Mega-Non-Stop-Partys" schmeißen ohne schlafen zu müssen und keiner muss sich mehr schick machen, weil man ja sowieso nichts sieht. Meine Muskeln tauen wieder auf. Ich tret' in die Pedale. Der kalte Wind ist mir jetzt auch scheiß egal und mein Handy spielt wieder genau das Lied das wir auch im Sommer in Endlosschleife gehört haben. Wie machst du das? Sagst du es mir bitte? Du bist mir ein Rätsel, nach wie vor, aber wenn du wirklich ein's sein solltest, dann bitte ein Sodoku, die kann ich lösen. Bestimmt wärst du eins mit 10.000 Zahlen, eigentlich unknackbar, aber ich würde es dann wenigstens versuchen, würde ich auch so, aber vielleicht hätte ich dann endlich mal eine minimale Chance. Homecoming complete. Beim Weg zur Haustür breche ich mir vor Euphorie noch fast die Hand. Das hieß ich würde so oder so einarmig werden, zum Glück habe ich mich nochmal gefangen. Schlüsselloch auf anhieb gefunden, hell yeah, sonst passiert mir das nie. Alter ist es warm, ich glühe. Ab in's Zimmer. Jacke aus, Sweatshirt aus, Schal aus. T-Shirt, lass ich mal aus Prinzip an, vorsichtshalber... könnte ja wieder kalt werden. Jetzt zurück schreiben, denk ich mir. Whatsapp auf. Ich antworte. Eine ungelesene Nachricht. "Naja gut dann.. Gute Nacht, schlaf gut." Fuck. Fuck. Fuck. Fuckity Fuck Fuck Fuck. Vor Euphorie habe ich wohl die Vibration nicht mehr gemerkt. Mein Fenster ist offen. Warum ist es schon wieder so kalt. Warum ist es schon wieder so dunkel? Die Kälte schlägt mir mal wieder ins Gesicht und somit auch auf meine Laune. Fenster zu, Heizung an. "Gute Nacht", schreibe ich zurück. Musste ja so kommen, denke ich mir. Wer zu spät antwortet, denn bestraft das Leben, schließe ich jetzt einfach mal aus dem Kontext, oder du gehst zu früh ins Bett. Ersteres wird wohl eher stimmen. Dann doch wieder frieren. Ich hab ja noch meine Kopfhörer drin. Auf die Musik hab ich gar nicht geachtet, ähnlich wie bei der Vibration. Ich wette mit mir selbst: Wetten das ist jetzt wieder ein Wintersong. Ich schalte wieder meine Gehörgänge an, ich frag mich wie ich das überhaupt gemacht habe, egal. Unglaublich "Band Of Horses - The Funeral", letzten Winter gefunden, letzten Winter gehört. Wie machst du das? Sag es mir? Du bist mir ein Rätsel. Vielleicht das größte Sudoku das ich je lösen musste. Gib mir bitte noch ein bisschen Zeit. Ich sag dir dann bescheid ob ich's geschafft habe dich endlich zu begreifen, dich zu verstehen, wenn ich davor nicht meine beiden Hände zum rätseln verliere, ich hoffe nicht. Zum Schluss denke ich mir, ich mach dir jetzt einfachen einen Strich durch die Rechnung, ich wechsel das Lied einfach. Ich drück auf den Home-Button. Warum leuchtet der Bildschirm nicht? Akku leer! Ich stell die Frage jetzt nicht nochmal. Du bist mein Rätsel, du bist mein Sudoku, maybe you are.


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xx, js.

9/20/2013

DU.

Ich so " Guten Morgen." Du so " Dir auch." Mehr kriege ich dann aber doch nicht über die Lippen. Ich ärger mich. Du gehst weiter und ich schaff es einfach nicht dich anzusprechen. Bin ich es oder bist du es? Fragen die ich mir in letzter Zeit häufig stelle. Mein Opa hat immer gesagt: "Kämpf um ein Mädchen was du magst oder es kommt der nächst Beste und gibt ihr das, was du ihr eigentlich 10.000 mal besser hättest geben können!" Konjunktiv Opa, aber er hat ja recht, denk ich mir. Also doch einfach ignorieren. Halt die Fresse Gehirn. "Nein, ist nicht drin!", antwortet es mir. Es geht einfach nicht. Also dann doch wieder Kopf darüber zerbrechen was man das nächste mal sagt und vor Ort dann wieder die gleichen Worte zur selben Zeit im selben Rhythmus im gleichen Takt hervorzubringen. Du bist es, dass weiß ich. Jetzt sitzt du da, schaust auf dein Handy und ich denke mir: "Bitte lass es nicht ein Junge sein mit dem du da schreibst." Trotzdem kool wirken, nichts anmerken lassen. Du lächelst, ich verzweifle. Du schmunzelst, ich zerbreche. "Selber Schuld.", sagt mein Gehirn. "Halt die Fresse", sage ich. Ich könnte mich selbst klatschen, aber mein Kopf hat Recht, also geh ich auf dich zu. Das Herz schlägt schneller, der Bauch kribbelt, du guckst mich an. Das hatte ich nicht erwartet. Deine Augen fesseln mich, lähmen mich. Ich verschränke die Arme hinterm Kopf und geh an dir vorbei. Hoffentlich sah das jetzt nicht dumm aus, doch das sah es. Verdammt. Du bist mir ein Rätsel. Du bist mein Labyrinth aus dem ich einfach nicht rauskomme. Cheats gibt's leider nicht, aber wenn, glaub mir, ich hätte sie alle. Das Leben ist kein Videospiel und das Leben ist auch nicht die Person die Gratis-Liebe to go verschenkt und sagt: "Gönn dir, alles muss raus. Sommerschlussverkauf." Komischerweise funktioniert es ja bei anderen auch. Als der Sommer anfing dachte ich die Sonne wird das schon richten. Jetzt ist Herbst und sie hat es nicht gerichtet, also weiter Richtung "Keine Ahnung wie es jetzt weiter geht". Vielleicht schieb ich's ja im Winter auf: " Die Weihnachtszeit wird's schon richten." Mal gucken. Irgendwie muss es ja weiter gehen. Vielleicht kommt eine andere, vielleicht bekomm ich über Nacht Selbstbewusstsein, vielleicht auch nicht. Scheiß drauf, ich bin doch jung. Ich hab Zeit. Hab ich eigentlich Zeit? Vielleicht noch ein bisschen, aber es wäre schöner sie in Zukunft mit dir zu verbringen.

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xo, js